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762 m über den Hügeln – eine Ballonfahrt in der Toskana

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762 m über den Hügeln – eine Ballonfahrt in der Toskana

Ballonfahrt in der Toskana Blick über die Felder

Da standen wir nun an einem blutjungen Septembermorgen in dieser unscheinbaren Waldlichtung, nur einen Steinwurf von Pienza – einem winzigen Dorf in der Toskana – entfernt. Ein kleiner, bunt zusammengewürfelter Haufen von sechs Leuten aus Australien, der Schweiz und Deutschland. Jeder von uns fröstelte vor sich hin. Kein Wunder. Wer eine Ballonfahrt bucht, fällt in der Regel gegen vier Uhr am Morgen aus dem Bett. Wir also auch. Unsere Stimmung schwankte zwischen „todmüde“ und „ichweißnichtwohinmitmirvoraufregung“ …

Die letzten Vorbereitungen bevor der Heissluftballon abhebt

Bilderbuchsommer und Flausen im Kopf

Seit Wochen hatten wir von Deutschland aus das Wetter in der Toskana verfolgt. In dieser Gegend war seit April kein Regen mehr gefallen. Schon sechs Monate lang herrschten Trockenheit und Hitze mit Temperaturen weit über 40 Grad Celsius. Nach einem eher unbeständigen und wechselhaften deutschen Sommer zu Hause nicht unbedingt die schlechteste Wetterprognose für einen Sommerurlaub. Und der italienische Sommer empfing uns tatsächlich mit offenen Armen! Sonne satt und Temperaturen, die das Herz jedes Eisverkäufers Purzelbäume schlagen ließen. So saßen wir also an einem unserer ersten Urlaubstage in der mittleren Toskana morgens bei Kaffee und Cornetto in der Sonne.

Mit dem zufriedenen Blinzeln in die Sonne wuchs in mir der unbändige Wunsch, diese traumhafte Landschaft endlich wieder von „oben“ zu sehen. Vor einigen Jahren durfte ich diesen Luxus schon einmal genießen – während einer Ballonfahrt über Siena. Auch wenn es jetzt ein wenig nach Märchen klingt, so war es doch zumindest ein mehr als märchenhafter Zufall, dass in unserem Urlaubs-Zuhause Pienza die britische Firma www.ballooningintuscany.com mir genau das ermöglichen sollte. Gedacht – gebucht! Wohlgemerkt bei traumhaftem Wetter. (Diese Anmerkung bekommt noch Bedeutung!)

 

Wind oder Sturm – das ist jetzt die Frage

Das besagte traumhafte Wetter hielt sich nämlich exakt bis zwei Tage vor unserem gebuchten Ballonflug. Dann kippte das Wetter und die Vorhersagen versprachen nichts Gutes. Plötzlich war die Rede von aufkommendem Sturm und Dauerregen. Noch in der Nacht vor unserer Ballonfahrt zogen dichte Wolken auf und sorgten bei uns für eine schlaflose Nacht. Sollte in den nächsten Stunden die angekündigte Unwetterfront eintreffen, würde unser Ballon am Morgen unmöglich starten können.

Doch die Nacht blieb verhältnismäßig ruhig und so standen wir nun ein wenig schlaftrunken alle in der schon erwähnten Waldlichtung und warteten auf das endgültige O.K. von Captain Nick, unserem Piloten. Wind oder Sturm? Das war jetzt die Frage! Nick spannte uns endlose Minuten und unzählige Probeballons auf die Folter. Dann endlich kam sein O.K. für den Start. Kein Sturm. Wir hatten „nur“ Wind!

 

Ballonfahrt – Traumlandschaft und unendliche Stille

Das Fauchen beim Anheizen des Heissluftballons
 

Was nun folgte, hatte Captain Nick uns zuvor bis in das kleinste Detail erklärt. Das Vorbereiten und „Heizen“ des Ballons, unsere Körperhaltung beim Abheben, beim Landen und im Ernstfall. Doch jetzt begannen unsere Herzen zu pochen! Eine freudige Erregung drängte sich an die Stelle der Müdigkeit. Alle Augen, alle Köpfe waren plötzlich wach. Minuten vergingen auf einmal in Sekunden, wir nahmen die Startpositionen ein, unsere Kameras vor Aufregung mehr schlecht als recht im Anschlag. Bevor alle sich recht versahen, hob unser Korb vom Waldboden ab und wir tauchten ein in die Stille der Ballonfahrt. Eine unvorstellbare Stille, die nur ab und an vom Fauchen unterbrochen wurde, wenn Nick den Ballon „heizte“.

Perspektivwechsel: die Toskana von oben geniessen

Wir schwebten im noch jungfräulichen Morgen über Pienza hinweg, unter uns im ersten Sonnenlicht die so oft beschriebenen Hügel der Toskana. Rehe und Wildschweine auf den Feldern, ein Schäfer mit seiner Herde am Waldrand. In uns breitete sich ein tiefes Schweigen aus. Sechs Menschen unterschiedlicher Herkunft schauten auf den Zauber der Landschaft unter ihnen, vereint in unbeschreiblicher Faszination von diesem Erlebnis Ballonfahrt.

Ballonfahrt in der Toskana - im Einklang mit der Natur

60 Minuten später und ein bisschen weise

Fast 60 Minuten später hatten wir wieder festen Boden unter den Füßen. Captain Nick brachte uns mit viel Routine und unglaublich sanft auf den Boden der Tatsachen zurück. Mit Champagner zur unversehrten Landung – wie es sich gehörte.

Doch ich hatte noch Tage nach der Ballonfahrt die Kuppeln, Ziegeldächer und toskanischen Hügel im Kopf. Mein Streifzug in den Himmel über der Toskana wirkt bis heute nach. Aus 672 Meter Höhe betrachtet ist diese Welt voller Wunder! Unfassbar, dass uns das im Alltag immer wieder untergeht. Ein Grund mehr, um ab und an abseits bekannter Pfade über den Tellerrand zu schauen. Oder über den Korb. Vielleicht bei einer Ballonfahrt in der Toskana.

Ballonfahrt über Pienza

Ilka Lukow, Geschäftsführung